Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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vergingen weit achteraus im Kielwasser und lösten sich auf.

      „Die scheinen über unbegrenzte Mengen an Kugeln zu verfügen“, meinte Nils Larsen trocken. „Die Steinmetze müssen sehr beschäftigte Männer sein.“

      Die Dons jagten ihnen weiter nach, doch es war vergebliche Mühe. Mit der Schebecke konnten sie auch auf Kreuzschlägen nicht mithalten. Sie war wendiger und schneller.

      Selbst die Karavelle blieb immer weiter zurück. Aber die Meute gab trotzdem noch nicht auf. Zumindest wollten sie das fremde Schiff aus ihren Gewässern vertreiben, wenn sie schon nichts ausrichten konnten. Sie schienen auch sehr verärgert zu sein.

      Die Wasser des Atlantiks wurden wilder. Wind pfiff durch das stehende und laufende Gut und erzeugte heulende Töne. Immer wieder donnerte Gischt über das Deck.

      Zwei Stunden lang segelten sie in den Atlantik. Kurs Nordwest lag jetzt an. Auch die Dons segelten den Kurs nach, doch ihre Schiffe wurden in der hochgehenden See immer kleiner.

      „Nichts mehr von ihnen zu sehen“, stellte Dan knapp zwei Stunden später fest. „Entweder haben sie aufgegeben, oder sie sind so weit achteraus, daß nichts mehr zu sehen ist.“

      „Sie werden aufgegeben haben“, meinte Hasard. „Zähneknirschend, versteht sich, und sehr erbost. Vermutlich lauern sie jetzt irgendwo dicht unter der Küste. Uns kann es egal sein, wir laufen jetzt Cádiz an und bleiben so weit von der Küste entfernt, daß wir sie nur als schmalen Strich sehen.“

      Weit und breit war kein Schiff mehr zu sehen.

      Hasard ließ noch eine knappe Stunde auf dem Kurs weitersegeln. Danach wurde Nordkurs gesegelt. Die Schebecke lag hart über Steuerbordbug.

      Don Juan hatte mit beträchtlichem Aufsehen gerechnet. Aber es kam alles ganz anders, als er gedacht hatte.

      Die Kutsche fuhr in Cádiz direkt vor der Hafenfestung vor.

      Don Pedro und sein Begleiter verschwanden, um mit dem Festungskommandanten zu sprechen. Juan blieb solange angekettet in der Kutsche hocken.

      Jetzt hatte er noch Zeit, um sich einmal umzuschauen. Wahrscheinlich sah er das Tageslicht so schnell nicht mehr wieder.

      Sein Blick wanderte über den Hafen. Etliche stark armierte Galeonen lagen dort, aber auch Karavellen und Schaluppen. Im Hafen selbst herrschte ein beängstigendes Gewimmel. Eine dickbauchige und tief abgeladene Galeone wurde gerade gelöscht. Über die Stelling hasteten Männer mit Kisten, Ballen und schweren Säcken. Ein breitschultriger Kerl trieb sie fluchend zur Eile an.

      Aus Juans Blickwinkel befand sich weiter rechts der Fischereihafen, wo das Gewimmel fast noch größer war. Unzählige Fischerboote lagen da. Auf manchen flickten die Fischer ihre Netze, andere Netze hingen zum Trocknen an den Masten.

      Versonnen blickte Don Juan auf das bunte Treiben. Eine schlankgebaute Karavelle lief gerade aus. Sie segelte noch sehr langsam und behäbig, weil der Wind noch nicht richtig pfiff.

      Cádiz – schon lange um tausend vor Christi von den Phöniziern gegründet – hatte größte Bedeutung als Ausgangspunkt der Westindienfahrten erlangt. Der Betrieb war direkt atemberaubend.

      Er beugte sich etwas vor und warf einen weiteren Blick auf die große Kathedrale. Dumpfes Glockengeläut war von dort zu hören.

      Mehr als eine Stunde verging. Er spürte, wie Hunger und Durst übermächtig wurden. Die Reiter waren abgesessen und starrten lustlos und müde auf das Treiben am Hafen. Trotzdem ließen sie ihn nie aus den Augen. Sie hätten ihn ruhig unbeaufsichtigt lassen können. Er war so fest angekettet, daß an eine Flucht nicht zu denken war.

      Nach einer weiteren halben Stunde kehrte Don Pedro zurück. In seinem Gesicht stand blanke Schadenfreude. Mit ihm erschienen acht behelmte Männer von der Festungsgarde. Das Tor zur Festung war weit geöffnet worden. Drei Kuttenträger marschierten mit über dem Bauch gefalteten Händen heraus. Die acht Kerle blickten grimmig in die Kutsche. Unter ihnen befand sich ein Comandante.

      „Das ist der Verräter“, sagte Don Pedro. „Ein gefährlicher Mann. Aber mit solchen Halunken werdet ihr ja fertig.“

      Der Comandante grinste nur abfällig.

      „Löst seine Ketten!“ befahl er. „Und dann ab mit ihm.“ Er unterschrieb auf einem Pergament die Übergabe des Gefangenen und reichte es Don Pedro zurück, der es in den Aufschlag seiner Jacke schob.

      Don Juan wurde für ein paar Augenblicke von seinen Fesseln erlöst. Dann wurden ihm die Hände erneut gefesselt und zwischen den Ellenbogen eine weitere Kette durchgeschoben, die weiter um seinen Hals gelegt wurde. Er konnte nur noch mit durchgedrückten Kreuz gehen.

      „Na, dann viel Spaß“, wünschte Don Pedro höhnisch. „Ich habe mit einem der Richter gesprochen. Ihre Hinrichtung wird nicht lange auf sich warten lassen. Die Verurteilung ist nur eine reine Formsache, es wird ganz schnell gehen. Eigentlich bedauere ich, nicht dabeisein zu können.“

      „Sie sind ja bei Ihrem eigenen Tod dabei, falls das ein Trost ist“, entgegnete Juan.

      „Sterben Sie gut!“ empfahl der Erste Offizier.

      Don Juan lächelte auf eine merkwürdige Art.

      „Die Wege des Herrn sind unergründlich“, sagte er. „Mit Madrid hat es nicht geklappt. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder.“

      „Im Himmel ganz sicher nicht.“

      „Ich weiß. Man wird Ihnen den Zutritt verbieten.“

      Don Pedro schnaufte empört. Er drehte sich um und ging zu der Kutsche zurück.

      Die Soldaten stießen Juan vorwärts. Ein breiter Innenhof nahm sie auf. Dann ging es durch eine eisenbeschlagene Bohlentür in einen langen Gang.

      Don Juan fand sich in einem holzgetäfelten hohen Raum wieder. Es war fast dunkel darin. An einem riesigen Tisch hockte ein Männchen unbestimmbaren Alters mit einem kurzen Bart. Das Männchen blickte sehr bösartig und verkniffen drein.

      „Der Gefangene, Señor de Almedo“, meldete der Comandante. Er stieß Don Juan zwei Schritte vorwärts.

      „Juan de Alcazar?“ fragte das Männchen mit erstaunlich tief klingender Stimme.

      „So lautet mein Name“, sagte Don Juan.

      Der Mann, offenbar einer der Richter, musterte ihn ausgiebig und schweigend. Auffallend lange betrachtete er ihn, wobei sich seine ohnehin dünnen Lippen zu einem schmalen Strich verzogen.

      Als die Musterung beendet war, nickte de Almedo.

      „Einzelhaft. Bringen Sie ihn ins Verlies, Comandante. Scharf bewachen!“

      Mehr sagte das Männchen nicht. Es faltete die Hände über dem Bauch und blickte auf die Tischplatte.

      Es ging wieder hinaus, durch endlose Gänge, dann ein paar Treppen hinunter, bis es immer finsterer wurde. Links, rechts, oben und unten waren dicke Quader zu sehen. In eisernen Halterungen steckten blakende Fackeln, die geisterhaft die Gänge erleuchteten.

      An einem Kreuzgang standen mit Hellebarden bewaffnete Soldaten, die sich nicht rührten.

      Ein weiterer hoher Gang, kühl und trocken. Don Juan hörte leise Stimmen und ein tiefes Seufzen. Hinter dicken Bohlentüren befanden sich weitere Gefangene.

      Vor einer dicken Bohlentür blieb der Trupp stehen. Ein Schüssel wurde ins Schloß geschoben, die Tür aufgesperrt.

      Don Juan blickte in einen viereckigen Raum aus behauenen dicken Quadern. In drei Yards Höhe befand sich ein schmaler handbreiter Spalt, durch den diffuses Halbdämmerlicht fiel. In einer Ecke lag ein dünner Haufen verfaultes Stroh. Es roch unangenehm in der Zelle. Weitere Einrichtungsgegenstände gab es nicht, nur noch zwei starke Ringe in der Wand, von denen schmiedeeiserne Ketten hingen.

      Wortlos wurde er in den Raum gestoßen. Die Tür wurde zugedonnert, ein Schlüssel drehte sich kreischend im Schloß.

      Don Juan war


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