Pros & Cons: Steele. Lisa Schnack

Pros & Cons: Steele - Lisa Schnack


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die Etiketten gehangen.

      Mr Bundesagent schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Alvarez, aber daraus wird wohl nichts. Du bist nicht mein Typ. Ich mag meine Männer ein wenig respektabler. Und wenn ich von den vielen zierlichen jungen Männern ausgehe, mit denen du dich im Bett und an weniger bequemen Orten vergnügst, bin ich genauso wenig dein Typ.«

      Wesley stieß ein lang gezogenes »Oooooh« aus und zeigte mit dem Finger auf mich. »Brauchst du ein Pflaster? Das hat bestimmt wehgetan.«

      Unter Aufbietung all meiner Selbstbeherrschung lehnte ich mich langsam zurück. Woher zum Teufel kannte der Kerl meinen Namen und wusste, mit wem ich schlief? Ich sah hinüber zu Miranda, die meinen Blick gleichmütig erwiderte. Ich vergaß immer wieder, dass sie alle Trümpfe in der Hand hielt. Ich hatte die Wahl. Entweder ging ich jetzt voll auf Mr Bundesagent los, oder ich ließ es gut sein. Da ich das, was Charlie gegen mich in der Hand hatte, unbedingt an mich bringen wollte, entschied ich mich für Letzteres.

      Ich zwang mich zu einem Lächeln. »Zweimal abgeblitzt an einem Tag. Ich hab’s offensichtlich nicht mehr drauf.«

      Engelchen brach in schallendes Gelächter aus, und sogar Mr Anonym hielt nur mühsam ein Lächeln zurück.

      »Ach, Engelchen, du nicht auch noch.« Ich legte mir eine Hand aufs Herz. »Ich bin am Boden zerstört.« Ich kippte den Rest meines Eistees hinunter und hätte gern gewusst, ob Charlie freundlicherweise sein Whiskysortiment aufgestockt hatte, bevor er starb.

      Verdammter Charlie. Das war alles seine Schuld. Ich hatte ihn ein einziges Mal getroffen, nur einen Auftrag mit ihm zusammen erledigt, und das war Jahre her. Als die Frau, von der wir beide dachten, sie wäre auf seiner Seite, mir befohlen hatte, ihn zu erschießen, hatte ich meine Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde getroffen. Ich hatte gerade lange genug gezögert, dass er entwischen konnte. Für Leute, die wie diese Frau ein doppeltes Spiel spielten, hatte ich nichts übrig. Und das war nun der Dank dafür, dass ich das Richtige getan hatte.

      Ich atmete ein paarmal tief durch, bis ich mich beruhigt hatte. Ehrlich gesagt wusste ich genau, womit Charlie mich erpresste. Wenn es herauskäme, wäre das nicht nur schlecht für die Army und mich, sondern auch für die Männer, die mit mir gedient hatten. Ich war wegen der Dinge, die ich getan hatte, vor langer Zeit mit mir ins Reine gekommen, und die Army war mir herzlich egal. Aber ich würde lieber sterben, bevor ich zuließ, dass meine Männer für meine Taten büßen mussten. Damit war es mir todernst. Wir hatten mehr als einmal unsere Leben füreinander riskiert, und ich würde es jederzeit und ohne Zögern wieder tun.

      Miranda räusperte sich. »Wie gesagt, ich denke, es ist Zeit für eine Vorstellungsrunde.«

      »Warum übernimmt das nicht Mr Bundesagent?«, schlug ich vor. »So, wie es aussieht, weiß er ja bereits alles über uns.«

      »Für dich immer noch Mr Special Agent, Alvarez. Wie in ›Special Agent Leo Shook vom FBI‹. Wenn ich wollte, könnte ich dich auf der Stelle verhaften.«

      Ha. Er war also tatsächlich ein Agent. Hatte ich es doch gewusst.

      »Das wage ich zu bezweifeln«, warf Miranda ein. »Immerhin wurden Sie von Ihrer Behörde offiziell beurlaubt.«

      Wesley zeigte nun auf Special Agent Shook und brach in Gelächter aus. »Oooh, noch ein Pflaster, bitte.«

      Shook wandte sich ihm zu. »Wer zum Teufel sind Sie eigentlich? Nein, sagen Sie nichts. Ich finde es selbst heraus. Ich kann jeden hier identifizieren.«

      Er deutete zuerst auf mich. »Castille Alvarez. Auch Steele genannt. Netter Spitzname übrigens, so männlich und originell. Hauptberuflicher Bodyguard und Teilzeit-Auftragskiller. Normalerweise für die bösen Jungs tätig, wahrscheinlich weil sie besser zahlen.«

      Auftragskiller? Was redete der Kerl für einen Blödsinn! Ich sprang auf. »Zwei.« Zur Bekräftigung hielt ich zwei Finger hoch. »Ich habe nur zwei Menschen bei meiner Arbeit als Bodyguard getötet, und in beiden Fällen nur, um mich zu verteidigen, weil sie versucht hatten, mich umzubringen.«

      »Nur zwei als Bodyguard?« Mr Anonym hatte den Sessel in der Ecke belegt. Er sah aus wie der Typ Mann, der sich immer im Schatten hielt, immer einen dunklen Winkel fand, aus dem heraus er alles beobachten konnte. Seine Stimme klang jedoch kultiviert und nach Oberschicht. Sein leichter britischer Akzent war vornehm näselnd, als hätte er Dauerschnupfen oder eine heiße Kartoffel im Mund. »Haben Sie denn in Ihren früheren Berufen auch getötet? Sie waren auf jeden Fall beim Militär, oder?«

      »Das sieht man doch auf den ersten Blick«, bestätigte Engelchen.

      »Wie heißt du eigentlich?«, platzte ich heraus. »Ich kann dich schließlich nicht ewig Engelchen nennen.«

      »Klar kannst du das.« Er schob sich die blonden Locken aus der Stirn und lächelte mich breit an. »Du kannst mich nennen, wie du willst.«

      Ach, jetzt wollte er flirten? Solche Ablenkungsmanöver durchschaute ich allerdings sofort.

      Special Agent Shook musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Engelchen heißt eigentlich Ridge Pfeiffer. Er ist ein professioneller Dieb und wird mit einer Reihe größerer Einbrüche in Verbindung gebracht. Für eine Weile ist er unter dem Radar geflogen, aber in letzter Zeit ist uns sein Name häufiger zu Ohren gekommen.«

      Er neigte den Kopf in Richtung des Mannes, den ich als Mr Anonym bezeichnete. »Der Herr in der Ecke, der möglichst nicht auffallen möchte, ist Carson Grieves, ein Meister des Trickbetrugs im großen Stil. Er hat seine Finger in tausendundeinem Verbrechen drin. Leider sind beide so schlüpfrig wie Aale – sie entwischen uns immer wieder.«

      Er wies mit dem Kinn auf Wesley. »Sie sind der Einzige, den ich nicht kenne. Welche Rolle spielen Sie in dieser Farce?«

      »Farce?«, wiederholte ich.

      »Possenspiel? Schmierenkomödie?« Carson sprach in dem gleichen hochnäsigen Ton wie die Bösewichte bei »Doctor Who«, die rüberkamen, als fänden sie alles auf seltsame Art amüsant.

      »Seine Bezeichnungen hören sich irgendwie besser an«, kommentierte Wesley.

      »Ein britischer Akzent lässt alles besser klingen«, fügte Ridge hinzu. »Das ist doch genauso bekannt wie die Tatsache, dass man jemandem sofort zehn Prozent vom geschätzten IQ abzieht, wenn er mit Südstaatenakzent spricht.«

      Ich zeigte ihm den Stinkefinger.

      »Ich bin Don Juan Zero Juan Juan. Man nennt mich Zero.« Wes grinste und wirkte dadurch noch mehr wie ein Teenager, der sich bei einer Besprechung von Erwachsenen eingeschlichen hat.

      »Nein, das ist doch nicht möglich.« Shook griff geschockt – anders konnte man das nicht nennen – mit der rechten Hand an seinen Gürtel, doch da waren natürlich keine Handschellen mehr.

      Wesley lehnte sich zurück und breitete die Arme auf der Rückenlehne des Sofas aus. »Da haben Sie recht. Ich nehme Sie nur ein wenig auf den Arm.«

      Shooks Haltung war immer noch angespannt, als ob er sich jeden Moment auf Wesley stürzen wollte. Offenbar hatte ich nicht die geringste Ahnung, wer Wes in Wahrheit war. Schätze, es war naiv von mir gewesen, anzunehmen, ich würde ihn kennen.

      »Nennen Sie mir einen guten Grund, warum ich Sie nicht auf der Stelle in den Knast schicken sollte, Zero«, verlangte Shook.

      »Hier wird niemand in den Knast geschickt.« Miranda hinderte Wesley mit scharfer Stimme an einer Antwort. »Außer von mir. Wie Sie sich vielleicht erinnern, sind Sie alle aus einem ähnlichen Grund hier.«

      »Ich verlange, zu erfahren, wer noch in diese Sache verwickelt ist«, forderte Shook. »Für wen arbeiten Sie, Ms Bosley? Wer bezahlt Sie? Und wie ist Charlie Bingham überhaupt gestorben?«

      Miranda lächelte dermaßen diabolisch, dass ein weniger selbstbewusster Mann sich in die Hosen gemacht hätte. »Das Schöne daran, alle Trümpfe in der Hand zu haben, Special Agent Shook, ist, dass ich Ihnen keine Rechenschaft schuldig bin. Erledigen Sie einfach die Aufträge, die Charlie jedem von Ihnen hinterlassen hat. Dann müssen Sie weder mich


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