Pros & Cons: Steele. Lisa Schnack

Pros & Cons: Steele - Lisa Schnack


Скачать книгу
ich auch so«, stimmte Ridge zu. »Wie bald können wir den Schwachsinn hinter uns bringen? Ich habe wirklich noch was anderes zu tun.«

      »Noch was zu klauen?« Wesley grinste ihn an.

      Miranda ignorierte die Bemerkungen. »Wie Sie alle aus den Briefen wissen, die ich Ihnen geschickt habe, hat Charlie in seinem Testament Instruktionen für jeden Einzelnen von Ihnen hinterlassen.« Sie schien ihre Worte mit Bedacht zu wählen und machte zwischen den Sätzen jeweils eine kleine Pause. »Sie alle hatten mit ihm zu tun, und er zählt darauf, dass diese gemeinsamen Erlebnisse Sie dazu … motivieren, einige Angelegenheiten für ihn zu Ende zu bringen, mit denen er sich unglücklicherweise vor seinem viel zu frühen Ableben nicht mehr selbst befassen konnte.«

      »Sie meinen, er erpresst uns aus dem Jenseits, damit wir seine schmutzigen Geschäfte für ihn erledigen?« Wesley zog die Beine unter sich. »Und falls wir tun, was er von uns will, geben Sie uns, was auch immer Sie gegen uns in der Hand haben, und wir können fröhlich von dannen ziehen?«

      »Sie haben es erfasst.« Miranda klopfte mit einem Finger auf den Schreibtisch, als wägte sie ab, wie viel sie uns sagen durfte. »Charlie hat besser als jeder andere um den Wert von Informationen gewusst. Er hat sie gekauft, verkauft, gestohlen und zu seinem Vorteil eingesetzt. Vom Standpunkt des Gesetzes aus gesehen, war er alles andere als ein Vorzeigebürger.« Sie warf Mr Bundesagent einen ironischen Blick zu. »Aber seine Motive waren meistens ehrenhaft. Er verfügte zwar über jede Menge sensible Informationen, doch die meisten hat er nie verwendet. Manche hat er für einen guten Zweck eingesetzt, was ihm ein paar mächtige Feinde beschert hat. Da haben Sie die Antwort auf Ihre Frage, warum Charlie nicht mehr unter uns weilt, Agent Shook. Er hat sich mit den falschen Leuten angelegt.«

      »Mit wem?« Shook klang, als würde er sich gleich in voller Rüstung aufs Pferd schwingen und ausziehen, um Charlies Tod zu rächen.

      »Das soll nicht Ihre Sorge sein«, erklärte Miranda milde. »Zumindest jetzt nicht.«

      »Aber …«

      Miranda reagierte nicht auf Shooks Einwurf. »Charlie wusste, auf wie vielen Abschusslisten er stand.« Agent Shooks Gesichtsausdruck verriet, dass er sich nicht gern ignorieren ließ. »Er wusste zwar nicht, wann und wie er sterben würde, aber er hat geahnt, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb. Dieses Mal nicht. Also hat er beschlossen, Ihnen als Gruppe einige seiner höchst brisanten Informationen zu hinterlassen. Sie betreffen verschiedene Missstände, die er korrigieren wollte, wozu er jedoch nicht mehr kam. Das obliegt nun Ihnen. Im Austausch erhält jeder von Ihnen die Informationen, die Charlie über Sie gesammelt hat.«

      Sie spreizte die Finger und legte die Hände flach auf die Schreibtischplatte. »Es handelt sich dabei um Angelegenheiten, die nicht von jedem x-Beliebigen erledigt werden können. Dazu braucht es ein Team von Spezialisten, und Charlie nahm an, dass Sie fünf insgesamt über alle erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen. Um seine Aufträge zu erledigen, müssen Sie jedoch nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch zusammenleben.«

      »Zusammenleben?« Shook sah aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Wahrscheinlich hielt er sich für etwas Besseres. Trotzdem blieb er sitzen, statt aus dem Raum zu stürmen, was mich in der Annahme bestärkte, dass er selbst einige Leichen im Keller hatte.

      »Ja, Agent Shook. Charlie war der Meinung, auf diese Weise würde er sich am besten Ihrer Kooperation versichern und gleichzeitig die … Verbundenheit zwischen Ihnen fördern, um es mal so auszudrücken.«

      Engelchen – Ridge Pfeiffer, korrigierte ich mich selbst – schnaubte laut auf. Ich konnte ihm nur zustimmen. Die Chancen, dass wir uns zusammenraufen und so gute Freunde werden würden, dass wir uns gegenseitig die Haare flochten, tendierten gegen null. Länger als drei Tage gab ich dem Experiment nicht, falls wir wirklich alle zusammen im selben Haus wohnen mussten.

      Ich persönlich hatte nichts dagegen, eine Weile an der Küste zu leben. Ich hatte gerade sowieso keinen festen Wohnsitz, und dieses Haus war um einige Kategorien besser als die meisten, in denen ich bisher gewohnt hatte. Allerdings könnte ich ein paar Wechselklamotten gebrauchen und auch einige andere Dinge, die ich zurückgelassen hatte, weil ich dachte, ich müsste nur für eine Übernachtung packen. Meinen SUV, zum Beispiel. »Was ist mit unseren Sachen?«, wollte ich von Miranda wissen. »Ich habe meine Glücksbringerunterhosen in Georgia gelassen.«

      »Es steht Personal bereit, das sich sofort auf den Weg macht und die gewünschten Sachen für Sie holt, sollten Sie Charlies Angebot annehmen.«

      »Als ob wir eine Wahl hätten.« Ridge sprach mir aus der Seele und klang dabei recht bitter. Die ganze Sache war ein abgekartetes Spiel. Warum also sich so verhalten, als könnten wir ablehnen? Wir saßen in der Falle. Was meiner Ansicht nach der Verbundenheit untereinander nicht gerade förderlich war.

      »Man hat immer eine Wahl, Mr Pfeiffer, wenn man bereit ist, die Konsequenzen seiner Entscheidung zu tragen.« Miranda runzelte leicht die Stirn und presste die Lippen zusammen.

      Shooks Miene verfinsterte sich immer mehr.

      »Ich glaube, Sie werden schnell feststellen, dass das Leben hier viele Vorteile zu bieten hat«, fuhr Miranda fort. »Charlies Ressourcen stehen Ihnen uneingeschränkt zur Verfügung. Dieses Haus, seine Autos, sein Privatflugzeug, seine technische Ausrüstung und die Computer. Sie können sich jederzeit an mich wenden, genau wie an einige andere, die Charlies Vertrauen genossen haben und Ihnen bei der Erfüllung Ihrer Aufträge ebenfalls gern behilflich sein werden. Sollten Sie darüber hinaus noch etwas benötigen, können Sie es sich jederzeit hiermit beschaffen.«

      Sie zog einen Stapel Plastikkarten aus dem großen Umschlag auf ihrem Schoß. »Behalten Sie die mit Ihrem Namen darauf, und geben Sie den Rest weiter.« Sie reichte die schwarzen American-Express-Kreditkarten herum, als verteilte sie Halloweensüßigkeiten an eine Schar Kinder.

      Ich drehte meine in der Hand hin und her. »Verdammt, ich hätte nie gedacht, dass ich mal meinen Namen auf so einer sehen würde.«

      »Ich auch nicht«, gab Ridge zu. »Und das aus gutem Grund. Wenn wir die benutzen, hinterlassen wir eine Spur, die ein Blinder zurückverfolgen könnte. Sollten wir nicht etwas, wie soll ich sagen, dezenter vorgehen?«

      Wesley, Mr Carson Anonym und Mr Bundesagent schüttelten den Kopf.

      »Das bringt rein gar nichts«, meinte Wesley. »Privatsphäre ist heutzutage nichts als eine Illusion. Ich brauche deine Kreditkarte nicht, wenn ich dich im Auge behalten will. Ich könnte deine Bewegungen quer über den Planeten verfolgen, selbst wenn du alles bar bezahlen und einen falschen Namen benutzen würdest. Besonders einfach ist es, wenn du ein Handy hast. Dann kann ich dich über das Funksignal orten. Ich kann die LED-Birnen in einem Laden nutzen und dich sogar über die beschissene Kaufhausmusik aufspüren, die aus den Lautsprechern kommt. Solange dein Handy an ist und du dich nicht auf der ISS versteckst, finde ich dich.« Er grinste Agent Shook an. »Falls ich so etwas machen würde, was ich natürlich nie täte.«

      »Na klar«, gab Shook ausdruckslos zurück.

      »Da will ich lieber gar nicht drüber nachdenken«, stellte ich fest. Außerdem verdeutlichte es, wie schwierig es in der heutigen Zeit geworden war, etwas zu stehlen. Die Polizei konnte einen Dieb wie Ridge ebenso leicht aufspüren wie Wesley eine Zielperson.

      »Verdammt, Engelchen«, lobte ich ihn, »da Agent Shook dich bisher nicht gefasst hat, musst du wirklich gut sein.«

      Er hob die Augenbrauen und legte den Kopf schief, was wohl so viel heißen sollte wie »Was glaubst du denn?«.

      »Diebstahl nach ganz alter Schule«, bemerkte Wes. »Gefällt mir. Sehr retro.« Dann starrte er hinauf zur Decke und bewegte stumm die Lippen, wobei er die Augenbrauen hoch- und zusammenzog, als führte er ein Streitgespräch mit sich selbst. »Ich brauche meine komplette Computerausrüstung, inklusive aller Router, Server, Kabel und Festnetztelefone. Außerdem muss ich Charlies System überprüfen.«

      Für mich hörte sich das völlig übertrieben an. Ein Computer war ein Computer. »Ach komm, Wes. Hier in der Nähe gibt es bestimmt einen Elektronikmarkt. Mit den neuen Kreditkarten


Скачать книгу